Im Hier und Jetzt

1. November 2022

Im Hier und Jetzt

Ich weiß nicht wie Sie es empfinden, aber ich finde: Negative Nachrichten hatten wir in den letzten Wochen und Monaten genügend. Ach, in den letzten Jahren! Erst kam Corona (und blieb), dann die Kriegs- und Energiekrise gekoppelt mit einer Inflation, die mindestens seit Ende des 2. Weltkriegs ihresgleichen sucht. 

Was hilft gegen schlechte Nachrichten und all die unguten Gedanken oder auch Sorgen, die daraus entstehen? Plattitüden auf jeden Fall nicht und nachhaltige Lösungen sind für das Eine wie für das Andere noch nicht in Sicht. Vielleicht sollte die Frage eher dahingehend gestellt werden: Was tut uns, was tut mir gerade jetzt gut? Was wärmt die Seele und lässt wenigstens für einen Moment große und kleine Alltags- oder auch berufliche Sorgen vergessen? 

Verweile doch! Du bist so schön!

Ich meine, dass es das sich besinnen auf das Hier und Jetzt ist. Auf den Augenblick, auf den Moment, von dem schon Goethe im „Faust“ sagte „Verweile doch! Du bist so schön!“. Warum denn ständig angstvoll in die Zukunft schauen, wenn Entwicklungen – politische, gesamtgesellschaftliche, europäische, weltweite, … – immer weniger einschätzbar verlaufen?! Wenn vieles immer unverbindlicher wird, nicht greifbar. Was real ist, ist jedoch immer der einzelne Augenblick, das „Hier und Jetzt“. Das ist das, was wir aktiv gestalten können, jeder für sich…

Auch die Rückbesinnung auf das Verlässliche, das Gewohnte hilft. Routine und Alltag sind zu Unrecht in Verruf geraten. Heutzutage müssen sich Trends und Updates jagen. Stillstand und Stagnation sind schlecht, nur Wachstum zählt. Was aber ist beruhigender als die täglich gleichen Abläufe, mindestens im Privaten? Das können familiäre Rituale sein, Traditionen, die die Corona-Distanz hat verschütt gehen lassen. Jetzt sind sie umso wichtiger!

Zeit des Rückzugs und Besinnung

Der Herbst und das letzte Jahresquartal sind ja traditionell die Zeit des Rückzugs, die Zeit des in sich und des nach innen Gehens. Draußen wird es kalt, man macht es sich drinnen gemütlich. Und ich finde, auch wenn beileibe nicht alles im Lot ist, viele gerade jetzt kleine oder auch deutlich größere Probleme haben: Gerade jetzt tut es gut, sich bewusst schöne heimelige Momente zu schaffen und diese zu genießen. Ganz bewusst mal einfach ausblenden, sich auf das Schöne besinnen, zusammenrücken und am Kleinen, am Selbstverständlichen erfreuen. Was das ist, definiert jeder für sich selbst.

Das hat nichts mit Realitätsverweigerung zu tun, sondern vielmehr mit Selbstfürsorge und seelischer Hygiene. So ist man dann auch wieder besser gewappnet für die nächsten schlechten Nachrichten, so sie denn kommen. Morgen vielleicht, aber nicht jetzt, nicht heute. Nicht in diesem Moment.


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